Donnerstag, 24. Juni 2010

Cat Down Under - Teil 11

Ich wusste nämlich, dass ich Verwandte in Australien besitze. Hatte sogar Handynummer und Adresse von ihnen. Beides waren Cousinen meiner Mutter, die eng im Kontakt stehen und sich regelmäßig überall in der Welt treffen (meine Mutter fliegt z.B. in 2 Wochen nach New York um ein Cousinen-Treffen zu besuchen). Eine wohnte also in Brisbane, da ich sie aber noch nie gesehen hatte und auch nichts über sie wusste, schrieb ich meiner Mutter ne SMS, dass wir nun in Brisbane seien. Sie telefonierte schnell, rief mich am Abend zurück und meinte, dass ihre Cousine auf meinen Anruf wartet. Ich rief sofort an, doch leider war nur der Anrufbeantworter dran.

An Heilig Abend mussten wir aber nochmal umziehen, weil unser Hostel sich als einzige katastrophe herausstellte. Wir hatten noch ein gutes Zimmer erwischt, was im oberen Geschoss lag und wo man die laute Musik aus dem Pub nebenan nicht hören könnte. Genau dieser Pub sollte aber das Problem sein: überall liefen besoffene herum, und zwar nicht nur vor dem Hostel sondern auch drin, weil es nur eine automatische Star Wars Tür gab, die jeden durchließ. Es wurde geklaut, in fremde Betten gepinkelt und gekotzt oder Wände eingeschlagen. Dazu kam noch, dass das Hostel Bed Bugs hatte (kleine eklige Käfer, die es häufig in Hostels gibt und so einige Probleme mit sich bringen: man muss die gesamten Klamotten und Koffer/Rucksack heiß waschen um die Käfer zu töten und hat für Tage oder Wochen hässliche rote Pusteln am ganzen Körper, weil die Käfer in der Nacht ordentlich zubeißen, die nicht nur jucken, sondern auch schmerzhaft sein können). Wir wollten also so schnell wie möglich umziehen. Durch eine Bekannte hatte ich erfahren, dass das "Somewhere to stay" großartig sein sollte und ich stand schon seit Surfers Paradise in Kontakt mit den Mitarbeitern, die mir Bescheid sagen sollten, wenn wieder was frei war.
Am Morgen rief ich nochmal im Hostel an, wurde von einem überaus freundlichen Mitarbeiter begrüßt und bekam überraschenderweise ein "merry christmas!" zu hören. "It's your christmas today, ay?" Wir vereinbarten einen Zeitpunkt an dem er uns mit dem Shuttlebus vom Bahnhof abholen könnte und dann zogen wir in eins der schönsten Hostels ein, was wir auf der Australienreise sehen sollten. Es war im Queensländerstil gehalten (Holzhäuser mit ganz vielen Balken als Unterstützung und Deko) und die Atmosphäre sollte so viel schöner sein als im dreckigen Cloud 9 (so nannte sich ironischerweise unser altes Dreckshostel). 

Somewhere to stay Hostel im Queenslander Style

Wir buchten ein 4er Zimmer mit Bad und Kühlschrank für eine ganze Woche (Wochenpreise sind einfach billiger) und kamen recht schnell gut mit unseren Mitbewohnern aus. 
Nachdem wir uns mit Essen für den heiligen Abend eingedeckt hatten, schrieb meine Mutter mir noch mal eine SMS und fragte, ob ich schon angerufen hätte und dass uns meine Tante zum essen einladen wollte. Ich rief also nochmal an, wurde mit einem freundlichen "Hiii...ooooh it's Cathrin!!!" begrüßt und gleich mal an ihren Sohn weitergegeben, der ein bisschen deutsch sprechen sollte (in Wirklichkeit waren das nur zwei Sätze: "Achtung Achtung! Das ist eine Autobahn" und "2 Huren sind besser als eine" haha). Ich nannte Straße und Hausnummer des Hostels und in einer Stunden wollten sie uns abholen.
Natürlich war ich aufgeregt, ich kannte die Personen nicht, hielt den Mann der Cousine meiner Mutter (später nur noch Tante, weils zu lang ist, das immer so zu schreiben bzw. sagen) für eine Frau, weil er Ashley hieß (verwirrende Mann-Frau Namen...sollten uns noch öfters begegnen) und wusste nicht mal, dass sie Kinder hat. Eins davon, die jüngste, lernte sogar deutsch, weswegen meine Tante ganz aufgeregt war, dass wir kommen. Im Auto erfuhr ich dann, dass der eine Sohn 30 und der andere 21 ist, also genau in unserem Alter, dass sie Psychaterin ist und eine überaus freundliche und warmherzige Person, die wir sofort in unser Herz geschlossen hatten. Wir fuhren in einen hübschen Vorort von Brisbane und erkannten an den ganzen Villen, dass hier wohl die Menschen wohnten, die eindeutig mehr Geld besitzen. Meine Tante beschwerte sich noch darüber, dass die Häuser dort alle so langweilig aussehen und keiner schöne Weihnachtsdeko aufhängt und dass sie dieses Jahr auch kaum Zeit dazu hatte. Plötzlich sah ich aus der Ferne ein übertrieben bunt geschmücktes Haus, wollte gerade anfangen zu lästern, bis das Auto in genau diese Einfahrt einbog. Haha ... nicht viel geschmückt ... es ähnelte einem Haus der Bewohner aus dem Weihnachstdorf beim Grinch. 



Es gab traditionell Lamm, Pavlova und weil man den Heilig Abend in Australien eigentlich ja nicht wirklich feiert, ging es am Abend mit meinen beiden Cousins noch in Kneipen, die man aber pünktlich um 0Uhr verlassen musste. Für australische Verhältnisse ist das aber normal. Dort fängt man um 18Uhr mit dem trinken an, geht um 21Uhr weg und ist um 0 oder 1 Uhr schon wieder fertig. Also um die Zeit, wo ich hier in Deutschland normalerweise erst losgehe.

 Pavolva. Eiweißkuchen mit Creme und Früchten obendrauf

Wir übernachteten im Gästezimmer und wurden am nächsten Morgen wieder an unserem Hostel abgesetzt. Wir hätten zwar länger bleiben können, aber unser Hostel war nunmal für eine Woche bezahlt. Da wir Brisbane aus Touri-Sicht schon kannten, holte meine Tante uns öfters ab, zeigte uns die Punkte, die wir so schnell nicht erreichen konnten, brachte uns zu ihrem Lieblingsshoppingcenter (sie ist verrückt nach shopping. Zitat: "I'm flying to Barcelona for buying bags, to Paris for shoes and London for clothes"). Als sie uns in ihr Lieblingsrestaurant einlud, machte sie den Vorschlag, dass wir für einige Zeit zu ihr ziehen könnten. Wir mussten lediglich den Abwasch machen (in Australien gibt es keine supertollen Geschirrspühler und die, die vorhanden sind, sind wohl nicht gut) und meiner Cousine bei ihrem Deutsch helfen. Natürlich hatten wir die Stadt dann nicht mehr direkt vor der Tür, würden weit weg von den Hostel-Leuten wohnen, aber umsonst wohnen und essen klang natürlich nicht schlecht und die paar Aufgaben, die anfielen, ließen sich ja schnell erledigen. Außerdem zeigte mein australischer Kontostand fast 0 an und ich hatte keine Lust an mein deutsches Geld zu gehen. 


Bis zum Umzog hatten wir aber noch ein paar Tage und erkundeten weiterhin Brisbane. Es ist eine schöne Stadt, in der fast immer die Sonne schien und es viele Möglichkeiten gibt seine Zeit zu vertreiben. Wie viele kostenlose Museen, die sich auch tatsächlich lohnen, einer Bücherei mit kostenlosem Internet, einer schönen Fußgängerzone und einer Badelagune, da Brisbane nur an einem Fluß, aber nicht am Meer liegt.




Die restliche Zeit verbrachten wir damit einen Job zu finden, denn das Geld ging uns langsam wirklich aus und wir hatten noch die gesamte Ostküste vor uns und benötigten dafür noch einiges. Aber das war in Brisbane wirklich nicht einfach. Selbst die Arbeitsagentur, bei der wir schon in Sydney waren, konnte uns nichts positives sagen, da die Fabriken sehr weit außerhalb liegen und ohne Auto kaum zu erreichen sind.
Silvester verbrachten wir im Hostel mit unseren Mitbewohnern und Zimmernachbarn, hatten viel zu viel Whisky und liefen irgendwann Richtung City Center um das Feuerwerk zu betrachten. Irgendwie hatte ich aber nen totalen Filmriss, weswegen ich mich an die Zeit von 23 - 1 Uhr eigentlich kaum noch erinnern kann.
Am Neujahrsmorgen fiel der Strom aus, es gab keine Ventilatoren, waren bestimmt 35°C und mein Körper wollte den Whisky wieder loswerden. Bei jedem Atemzug schwitzte ich, obwohl ich mich so wenig wie möglich bewegte. Zum Glück holte uns meine Tante an genau diesem Tag am Mittag ab um uns in ihr klimaanlagen gekühlten Haus zu bringen.

Die nächsten zwei Wochen verbrachten wir also bei meiner Tanten, konnten so richtig abschalten und einfach mal gar nichts tun, ohne dauernd das schlechte Gewissen beruhigen zu müssen ("du bezahlst so viel Geld für das Hostel, also guck dir was an. Mach irgendwas!"). Die Deutschstunden gingen bis tief in die Nacht, da meine Cousine ein paar Monate später selbst nach Deutschland fliegen sollte und bei ihrer Austauschfamilie einen guten Eindruck hinterlassen wollte (ihre Note hat sich durch unseren "Unterricht" auch tatsächlich sehr gebessert). Wir machten uns auch erstmal keine Gedanken mehr um einen Job, doch dann kam meine Tante mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Die schlechte war, dass wir bald wieder ausziehen sollten, da ihre Cousine zu Besuch kommen wollte, weil dessen Mann in ein Krankenhaus in Brisbane musste und sie für die Zeit in der Stadt bleiben wollte. Die gute Nachricht aber war, dass genau dieser Mann einmal auf einer Apfelfarm gearbeitet hat und dafür zuständig war nach möglichen Äpfelpflücker zu suchen und einzustellen. Wir bekamen durch ihn Telefonnummer des Farmbesitzers und bekundeten Interesse am Job. Man versicherte uns, dass wir den Job sicher hätten, weil ich ja irgendwie mit diesem ehemaligen Farmarbeiter verwandt war, der großes Ansehen beim Besitzer genoss. 
Allerdings ging die Apfelsaison erst im Februar los und wir hatten erst Mitte Januar, weswegen wir uns etwas für die nächsten 2 Wochen überlegen mussten.

2 Kommentare:

  1. Apfelpflücken klingt nicht nach Arbeit. Eher nach Ferien auf dme Bauernhof (die ich nie hatte ;-)).

    Wieviel Teile wird es denn ungefähr geben? Du musst uns rechtzeitig warnen, wenn es dem Ende zugeht, damit wir uns seelisch und moralisch auf das "Loch" vorbereiten können. :-)

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  2. Wiede mal toll und spannend! Ach ich wünschte deine Reihe würde nie aufhören ;-)

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