Bevor der Hong Kong Post kommt, gibt es noch ein paar wissenswerte Dinge über das Leben als Work and Traveller. Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen.
1. Organisation ja oder nein?
Zuerst hatten wir uns unzählige Broschüren und Kataloge von Organisationen geholt, die Work and Travel in Australien anbieten. Im Preis inbegriffen sind dann meist Flug ab einer bestimmten Stadt, Hilfe beim Visa beantregen, die ersten Hostelübernachtungen, irgendein Workshop, Kontakte zu möglichen Arbeitgebern und natürlich das ständig offene Ohr für diejenigen, die Hilfe benötigen.
ABER: Ich rate euch unbedingt davon ab. Ja...man lernt schon auf dem Flug unzählige Leute kennen und nimmt vor allem Alleinreisenden die Angst, aber allein bei Studivz gibt es unzählige Gruppen, die sich mit Work and Travel in Australien beschäftigen. Einfach vorher mal reinschauen, neuen Thread öffnen, dass man Mitreisende sucht und Hunderte von Euros sparen. Eine Freundin hat so schon Leute für nächstes Jahr finden können.
Den Flug bucht ihr ganz normal im Reisebüro oder am Flughafen, bestimmt irgendeinen Tag für den Rückflug und lasst euch versichern, dass ihr den Rückflug später kostenlos umbuchen könnt (Gebühren fallen immer an, aber das sind dann nur um die 20€). Plant da schon mögliche Stopover ein. Thailand ist zum Beispiel sehr günstig und ihr könnt dort ohne viel Geld locker nochmal 2 Wochen tollen Urlaub machen und herumreisen. Viele hängen an ihren Australien Trip auch noch eine Asienrundreise hintendran.
Ihr braucht keine Hilfe um euer Visum zu beantragen und wenn, gibt es immernoch genügend Foren, wo ihr einen korrekt ausgefüllten Antrag finden könnt. Und nein, ihr braucht auch keinen Workshop, in Australien gibt es genügend Backpacker in Hostels, die nur darauf warten anderen Backpackern ihr Wissen zu vermitteln und euch Hilfe anbieten, falls ihr diese beim Konto eröffnen, Handykarte kaufen, Steuernr. beantragen etc. benötigt.
Hostels lassen sich ganz einfach von Deutschland aus schon buchen und zwar die günstigen, nicht die teuren, die die Organisationen immer nehmen.
Ach ... und 100% Garantie bekommt ihr bei keiner Organisation. Diese schicken euch nur zu irgendwelchen Arbeitsagenturen, aber die könnt ihr auch alleine besuchen (in Sydney z.b. Action Workforce), da sie eben ALLEN Backpackern Jobs vermitteln, nicht nur denen, die mit Organisation da sind.
In Endeffekt gebt ihr also rund 300€ für nichts aus und könnt das Geld viel besser investieren.
2. Wie finde ich einen Job?
Nur mit Steuernr., gültigem Visa und Handynummer!
Euch wird kein Arbeitgeber nehmen, wenn ihr keine Steuernr. und kein gültiges Arbeitsvisum habt und ohne Handynr. kann euch dieser ja schlecht erreichen, oder?!
Danach heißt es suchen und Glück haben. Eine Klassenkameradin, die ein Jahr vor mir in Australien war, hat mir außerdem geraten allen Leuten davon zu erzählen, dass man einen Job sucht. Diese können euch Telefonnummern geben oder andere Leute fragen. Nur so bin ich an 3 Jobs bekommen (Agenturnamen von einer Backpackerin in Singapur bekommen, Telefonnummer einer Firma bei Wohnungsbesichtung erhalten und Verwandten erzählt, dass man Job sucht, die das ihren Freunden gesagt hat).
Natürlich könnt ihr auch von Café zu Café rennen, eure Lebensläufe abgeben und darauf hoffen, dass ihr von all den 100 Bewerbern ausgesucht werdet. Ganz wichtig sind dabei Arbeitserfahrungen. Zählt alles auf, schwindelt ein bisschen und hofft, dass ihr nicht auffliegen werdet.
Es macht außerdem wenig Sinn Arbeit in Orten zu suchen, wo jeder einen Job haben will wie Cairns, Bundaberg oder Sydney (außer zum Weihnachtsgeschäft hin). Fahrt in kleinere Orte, benutzt den Harvest Guide und sagt einfach zu einem festen Jobangebot zu, auch wenn sich die Farm, das Café, was auch immer im Outback befindet und ihr innerhalb von 2 Stunden die Koffer packen müsst. Seid spontan und flexibel. Mit großartiger Planerei kommt ihr nicht weit. Lasst es einfach auf euch zukommen.
3. Ich bin ja ganz allein?!
Na und? Andere Backpacker sind es auch und freuen sich, wenn sie Gesellschaft haben. Sprecht eure Zimmermitbewohner im Hostel an. Bald habt ihr den gängigen Smalltalk drauf und werdet euch nicht mehr fragen, was ihr bloß sagen sollt (Woher kommst du? Wie lange bleibst du? Wo warst du schon überall? Hast du einen Job? Willst du dir auch das und das hier angucken? Wollen wir uns das zusammen ansehen? blabla)
Ich kam auch in eine völlig fremde Wohnung mit 6 Mitbewohnern. Wurde allein gelassen, nachdem man mir die Tür geöffnet hatte und dachte mir nur "und jetzt? Ich kenn die nicht und die kennen mich nicht" Also habe ich in der Wohnung gewartet und mich gleich auf den nächstbesten gestürzt, der diese betreten hat und erstmal vollgetextet.
Es ist wirklich schwierig als Backpacker keine Kontakt zu knüpfen, es sei denn ihr stellt euch wirklich ganz doof an.
4. Mir geht das Geld aus
Dazu solltet ihr es gar nicht erst kommen lassen. Nehmt genug Geld mit und wenn ihr keins habt, dann sucht euch vorher, von zu Hause aus, schon nach einem möglichen Job um. Ich habe Leute getroffen, die sind mit 200€ rübergegangen. Das ist gar nichts. Selbst 1000€ sind nicht viel. Bedenkt was ihr davon alles bezahlen müsst.
Und wenn es dann wirklich leer sein sollte, nützt wohl nur noch der Anruf zu hause. Ja, es ist kacke zu Hause anzurufen und zu sagen "Mama, Papa, ich hab kein Geld mehr. Könnt ihr mir welches überweisen?" aber besser als auf der Straße zu sitzen ist es allemal.
Ihr könntet Wwoofing machen, dort hilft man auf Farmen aus, die euch im Gegenzug Unterkunft und Essen bieten. Oder als Putzkraft in Hostels, in denen ihr dann umsonst übernachten könnt.
Hilft das alles nichts, müsst ihr wohl die Heimreise antreten.
Ich bin zum Glück nie in die Situation gekommen, da ich genügend Geld dabei hatte und recht schnell auch einen Job fand. Als sich das Geld langsam dem Ende neigte, bin ich bei meinen Verwandten untergekommen. Aber die muss man ja erstmal haben.
5. Was gucke ich mir denn in Australien an?
Das Backpacker leben besteht nicht nur aus Arbeit und Party machen (bei den meisten aber zu 90%) sondern hauptsächlich aus dem reisen. Denn schließlich kommt man nicht nach Australien um dort zu arbeiten und das angesammelte Geld dann wieder mit nach Hause zu nehmen. Das machen die Asiaten, aber nicht wir Europäer.
Mein Geld von der Apfelfarm ging zu 60% fürs Reisen drauf, denn sowas ist teuer. Peter Pans bietet sogenannte Adventure Travel Reisen an, spezielle für Backpacker. Es ist sinnvoll die gesamte Reise dort durchplanen zu lassen, da sie einem alles buchen von Touren im Regenwald, bis hin zu Surfstunden und Hostels. Allerdings wird sowas höchstens eine Woche vor Start gebucht, alles andere ist sinnlos, da ja was dazwischen kommen könnte.
Das normale Programm ist eigentlich die gesamte Ostküste mit den Blue Mountains in Sydney, Surfen in Byron Bay, Fraser Island, Whitsundays, tauchen in Cairns, Daintree Forest und vielleicht noch ein Skydive in Mission Beach. Außerdem natürlich noch das Outback, die Great Ocean Road zwischen Melbourne und Adelaide, die Nationalparks um Darwin herum und vielleicht noch die Westküste.
6. Wie bewege ich mich fort?
Entweder ihr kauft euch am Anfang der Reise ein Auto und verkauft es zum Schluss wieder, oder ihr fahrt mit dem Bus. Es gibt spezielle Tickets von Greyhound, bei denen ihr eine gewisse Anzahl von Kilometern habt und die dann nutzen könnt. Oder eben einen Bus-Pass, der zwischen 2 Orten, jeweils in eine Richtung, gültig ist und wo ihr so oft aus und einsteigen könnt, wie ihr wollt.
Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit nach "lifts" zu suchen. Entweder in Foren, an schwarzen Brettern oder im Hostel rumfragen. Leute, die in die gleiche Richtung wollen und dabei Spritgeld sparen möchten, gibt es häufig.
7. Was esse ich denn?
Es ist sinnvoll sich sofort eine Kühltasche zu kaufen, wenn möglich mit Schloss, denn in den meisten Hostels wird geklaut. Ja, auch das Essen. Die Ernährung sieht dann meist so aus wie beim Großteil der Studenten. Jede Menge Nudeln, Fertiggerichte, Reis und Nudeln, Nudeln, Nudeln. Obst und Gemüse ist teuer, vergammelt, wenn man viel herumreist und großartig zu kochen, wenn man alleine reist, hat man auch nicht. Großartig gekocht haben wir nur in meiner Wohnung in Sydney oder während der 3 Monate auf der Apfelfarm. In den anderen Hostels war mittags und abends in der Küche immer die Hölle los, viele waren schlecht ausgestattet und der Kühlschrank immer vollgestopft. Es gab nur selten Tiefkühltruhen, weswegen man immer nur so viel Fleisch kaufen konnte, wie man auch an den einem abend verbrauchen wollte.
Mein Speiseplan sah meist so aus: morgens Toast, mittags (während der Arbeit in der Kosmetikfabrik: Tütensuppe oder Instantnoodles, weil wir heißes Wasser hatten, auf der Apfelfarm noch mehr Toast und Äpfel) und abends wurde dann gekocht: Spaghetti, Wedges, Reis mit Corned Beef, gebratener Reis, Omelett mit Gemüse, Nuggets, Hähnchen, Lasagne oder Wraps. Alles, wofür man nur wenige Zutaten braucht und vor allem, für das man kein Lager anlegen musste.
Natürlich nimmt man davon zu. Ich habe schon Mädels getroffen, die 20kg in 6 Monaten zugenommen haben, oder 8kg aber auch welche, die abgenommen haben.
Wer in Deutschland nur Mineralwasser mit Kohlensäure trinkt, sollte sich das übrigens schnell abgewöhnen, da man dies nur selten dort bekommt und eigentlich fast alle Leitungswasser trinken. Ich konnte mich erst nach 6 Monaten daran gewöhnen, tue es jetzt aber immernoch ab und zu.
8. Was trinke ich denn da?
Alkohol ist in Australien wahnsinnig teuer. Für eine Flasche Wodka bezahlt man dort um die 50$ (ja 25€!) und gibt es nur in so genannten Liquor Stores und nicht im Supermarkt. Man munkelt zwar, dass man bei Aldi Wein kaufen kann, aber den haben wir irgendwie nie gefunden.
Auch Bier ist teuer dort, zumindest im Gegensatz zu Deutschland.
Daher trinken alle Backpacker Goon. Billigwein in riesigen Alutüten für 10$ für um 4l oder so. Aber davor solltet ihr euch in acht nehmen, denn der ist wirklich böse. Oder Passion Pop, der wie Asti schmeckt.
Es ist übrigens kein Gerücht, dass es sich an der Ostküste um nichts anderes als Party und Sex dreht. Habt ihr also kein Bock auf wilde Partynächte, solltet ihr euch ein Hostel suchen, dass keine Bar besitzt und euch, vor allem am Wochenende, in ruhige 2er oder 4er Zimmer einquartieren. Wenn ihr einen Job habt, empfiehlt es sich sehr nach einer Wohnung Ausschau zu halten, allein um nicht plötzlich von euren Mitbewohnern geweckt zu werden, die betrunken zurückkommen (womöglich auch noch mit einem Typen oder Mädchen im Schlepptau, glaubt mir, das kommt vor, egal wieviele Leute sich im Zimmer befinden!), das Licht anmachen und euch den Schlaf rauben. Eine Schlafmaske und Oropax können daher sehr nützlich sein!
Backpacker sind wie Studenten, die feiern auch unter der Woche.
9. Ansprüche zurückschrauben
Ihr könnt nicht erwarten möglichst günstig zu reisen und dafür dann in den schicksten Unterkünften zu übernachten.
Ich habe teilweise in 17-Bett Zimmern gewohnt, wo es dann 2 Duschen und 1 Klo für uns alle gab und fand es nicht schlimm. Im Apfelhostel kam ich 3 Monate super ohne Internet und nur geringem Handyempfang zurecht. Die Duschen waren teilweise sehr eklig, von den Küchen will ich gar nicht erst anfangen. Aber ich habe es überlebt ohne irgendwelchen Schaden davonzutragen.
Achja! In Australien scheint nicht immer die Sonne! Es kann durchaus vorkommen, dass es den ganzen Tag regnet, grau und auch kalt ist.
10. Was noch?
Nein, ihr braucht keine besondere Trekking-Ausrüstung mit superteuren Wanderschuhen, speziellen Handtüchern und beigen Cargohosen. Es sei denn ihr wollt tagelange Wanderungen unternehmen. Es reichen normale Turnschuhe und Flip Flops. Ja, sowas wird verbreitet, dass es unfassbar wichtig ist, aber ich habe es auch ohne geschafft.
Man kann auch mit einem Koffer reisen, die viel praktischer sind als Rucksäcke. Fertigt unbedingt eine Kopie von eurem Reisepass an. Ohne diesen, seid ihr verloren und eine Kopie davon ist, im Falle eines Verlustes, auf jeden Fall besser als gar nichts.
Souvenirs kauft ihr am besten zum Schluss, schließlich wollt ihr diese ja nicht mit euch herumschleppen. Aber am günstigsten gibt es die in Sydney auf Paddys Market. Notfalls verschickt ihr sie halt mit einem Paket nach Hause, wobei das sehr teuer ist. Wenn ihr viel Zeit habt, wählt den Seeweg, der benötigt zwar ca. 2 Monate, ist dann aber nur halb so teuer (ca. 10$ pro kg) wie per Airmail (ca. 20$ pro kg).
Ansonsten nicht verrückt machen lassen, sich nen Lonely Planet schnappen und einfach alles auf sich zukommen lassen.
Tolle Tipps. Vielleicht komm ich ja irgendwann mal nach Australien und kann sie gebrauchen ;)
AntwortenLöschenich finde die Tipps echt hilfreich, obwohl ich jetzt glaub ich endgültig überzeugt bin, dass sowas eher nichts für mich ist :D
AntwortenLöschenOh je. Hast du denn bei den neuen Taschen zugelangt?
AntwortenLöschenDie will ich sehn *_*!
AntwortenLöschenWill auch wieder angefixt werden :D.
Jetzt freu ich mich unmso mehr. Danke für die guten Tipps :>
AntwortenLöschen