Donnerstag, 1. Juli 2010

Cat Down Under - Teil 17

Wir blieben 3 Monate auf der Apfelfarm, weil wir mehr Geld benötigten, weil die Arbeit einfach so anstrengend und kacke war, dass wir es uns danach einfach nur noch gut gehen lassen wollten.
Äpfel pflücken war nämlich wirklich nicht einfach. Man stand morgens um halb 6 auf, würgte noch schnell nen Kaffee runter und musste sich auf der Farm dann mit einem Apfel zufrieden geben. Dazu kam später die unglaubliche Kälte, denn im Winter war es morgens in Stanthorpe vielleicht mal 5°C. Der Rücken tat weh, die Träger der Tasche schnitten sich in die Schulter ein und man hatte nicht jeden Tag die tollsten Bäume. Oft durften wir durch Reihen laufen, wo 2-3 Äpfel am Baum hingen und mussten die noch alle entfernen, inkl. Leiterarbeit. Da kam absolut nicht viel zusammen. Und das alles, während man hörte, dass die anderen die tollsten Felder haben und 5 Bins pro Tag machen. Verstanden wir nicht, schließlich sind wir die ersten Picker gewesen, gehörten inzwischen zu den besten und hatten das auch absolut nicht verdient. Sah unsere Supervisorin dann ähnlich und hat uns nach 2 Tagen zum Glück versetzt.
In den zwei Tagen haben wir eigentlich kaum was gemacht, standen Chips essend in den Gängen und haben mit kaputten Äpfeln versucht andere Äpfel von den Bäumen zu werfen, oder uns einfach mal in die Bins gelegt.


Es regnete später oft und das hieß, dass die Äpfel matschig werden und eigentlich nicht gepickt werden dürfen. Sah der Farmer aber nicht ein, war ja auch nicht seine Gesundheit die auf dem Spiel stand, wenn man nass bis auf die Unterhose auf dem kalten Feld steht und weiter Äpfel picken muss. 
Auch da wollten wir einfach nicht weiter arbeiten, haben uns hingesetzt und gemault als der Supervisor kam, der uns ne halbe Stunde später nach Hause geschickt hat. Das ist später dann zum Glück öfters vorgekommen, aber nur wenn es wirklich ganz stark regnete. Sprühregen war egal, weswegen wir den besonders doof fanden, vor allem weil die Äpfel dann alle besonders glitschig waren, alles war nass und eklig und die Schnecken krochen aus all ihren Löchern. bah!
Regnete es dagegen richtig stark, liefen wir alle nochmal im Matsch herum, sangen "Singing in the rain" und versuchten wenigstens noch einen Bin voll zumachen, weil wir wussten, dass es gleich vorbei ist.

Die Regentage im Hostel waren immer besonders toll. Alle waren frisch geduscht, versammelten sich um 10 Uhr in der Küche, weil der Strom wegen des starkens Regens ausgefallen ist und versuchten mit allen Mitteln heißes Wasser für den Kaffee zu bekommen. Um 13Uhr wurden die Hostelmenschen endlich so lange bearbeitet, dass sie uns in die Stadt fuhren, wo wir dann bei Red Roosters essen konnten oder bei Target hässliche Klamotten anguckten.
Internet habe ich auf der Farm übrigens nur ganz selten benutzt. 
Das erste Mal nach zwei Wochen, weil meine web-Mails sonst gelöscht worden wären und dann vielleicht 1mal für eine Stunde in der Woche. Und nein. Ich hatte es wirklich gar nicht vermisst.
Selbst das Handy hatte nur ganz wenig Empfang und es störte mich nicht. Ich lebte inzwischen in dieser kleinen Apfel-Welt, interessierte mich nur noch für das, was auf der Farm oder im Hostel passierte und hatte überhaupt keinen Plan, was in der übrigen Welt passierte, weil wir zu der Zeit, wo die Nachrichten liefen, noch nicht zurück waren. Nur die bedeutensten Nachrichten drangen zu mir durch. So ging es übrigens auch den anderen Bewohnern dort und so ergeht es den Backpackern eigentlich auch allgemein.
Sie unternehmen ein Jahr lang ein spanndendes Abenteuer nach dem anderen, erleben so viel, lernen neue Leute kennen, kommen dann nach Hause und erwarten, dass sich nichts verändert hat. Was aber natürlich doch der Fall ist. Aber dazu in einem späteren Post mehr.

Natürlich ist es uns nach den 3 Monaten schwer gefallen die Farm zu verlassen....wobei. Mir nicht ganz so schwer, weil mich die Arbeit inzwischen ankotzte, die Leute, mit denen ich mich am besten verstand, waren bereits weitergezogen und ich wusste von den meisten, dass wir sie an der Ostküste wieder treffen würden, weswegen ich auch nicht ganz so traurig war.
Meine Mitreisende dagegen erlitt fast einen kleinen Nervenzusammenbruch.
Eigentlich wollten wir auch noch 3 Tage längern bleiben, konnten diese Tage aus irgendeinen Grund aber nicht mehr arbeiten und entschieden dann lieber zu fahren, als dort 3 Tage lang für ein Hostel zu bezahlen, was uns nichts mehr bringt und lieber früher an die Ostküste zu reisen.
Meine Tante lud uns nochmal zu sich ein, wir suchten den passenden Bus und sollten in Brisbane dann von ihr abgeholt werden.

Am Tag der Abreise mussten wir das wahnsinnige Chaos in unserem Zimmer beseitigen, es sah wirklich übel aus. Flaschen lagen unter den Betten, frisch gewaschene Wäsche hing überall, die Heizung versperrte den Weg und blabla. Wer hatte in den 3 Stunden Zeit, die einem zwischen Arbeit und Bett lag denn auch noch Lust aufzuräumen. Sonntags war Hangovertag.
Um 17Uhr standen wir dann aber pünktlich an der Straße, denn der Bus musste nich gebucht werden, sondern einfach per Handzeichen angehalten.
Ein paar der Hostelmenschen kamen zum Abschied sowie der klägliche Rest der Bewohner, die noch da waren.
Es wurde geheult, geraucht und Wunderkerzen gezündet und inzwischen eine Stunde lang gewartet. Der Bus war immernoch nicht da. Die Hostelmenschen beruhigten uns inzwischen damit, dass er oft Verspätung hatte, also warteten wir weiter obwohl es uns komisch vorkam.
Nach 1 1/2 Stunden Verspätung machte sich einer der Hostelmenschen aber dann endlich doch mal die Mühe, um zu gucken, ob der Bus überhaupt fahren würde ... "der Bus fährt nicht. Aber ihr könnt den um 3Uhr nehmen, oder den am nächsten Tag" ... klasse ... wieso sind wir denn vorher extra zu denen gegangen, um zu fragen, wann der Bus fahren würde.
Bis 3Uhr wollten wir nicht warten, denn wie sollten wir dann um 6Uhr aus Brisbane in den Vorort meiner Tante kommen? Ein Hostel am Bahnhof nehmen wollten wir auch nicht. Noch eine Nacht in Stanthorpe bleiben auch nicht. Verzweiflung machte sich breit. Wieso sind wir nicht schon früher gefahren?
Dann hatte eine der Bewohner aber eine Idee. Sie würde einfach das Auto eines anderen Bewohners nehmen und uns damit nach Brisbane fahren.
Gut...nur, dass die Versicherung auf einen 28-jährigen Mann und nicht auf eine 20-jährige Frau läuft und er ihr jetzt nicht unbedingt seinen großen 4-Wheeler anvertrauen wollte, den sie noch nie gefahren hatte. Er sah aber die Verzweiflung in unseren Augen und erklärte sich bereit uns persönlich zu fahren. Nicht nach Brisbane, aber nach Ipswich, einem kleinen Vorort von Brisbane, der nur eine halbe Stunde von dem Stadtteil meiner Verwandten entfernt lag. Meine Tante war ebenfalls damit einverstanden uns aus Ipswich zu holen und schon konnte die Fahrt losgehen. zu 5. quetschten wir uns in das Auto, irrten durch die Gegend und sagen zum Abschlied noch öfters Lemon Tree, natürlich in der Applepickerversion mit Apple statt Lemon.

Wir blieben noch für zwei Nächte bei meiner Tante und zogen dann in ein Hostel in der Stadt um, wo uns bereits eine Freundin erwartete, die wir von der Apfelfarm kannten und 3 Wochen vor uns abreiste.
Wir genossen es wieder in der Zivilisation zu sein, ich ging ordentlich shoppen, entdeckte meine Liebe zu überteuerten Surfermarken, während meine Mitreisende ihre Alkoholstrafe bezahlte xD
Außerdem buchten wir unsere Ostküstentour.
Dafür ging es zu Peter Pans, einem Reisebüro für Adventure Travelling. Dort ließen wir uns von einer übermotivierten Mitarbeiterin beraten, suchten uns ein Boot für die Whitsundays Inseln aus, buchten viel mehr, als wir eigentlich wollten und waren am Ende um gut 1000$ ärmer. Aber wir hatten ja genug. 


unser Reiseplan

Die letzten paar Tage verbrachten wir weiterhin mit gammeln, shoppen und feiern. Erstaunlich wieviele bekannte Leute wir dort zufällig trafen. 12 weitere, ehemalige Apfelpicker tummelten sich in der Zeit nämlich dort herum.

Am Montagmorgen konnte dann die "wirkliche" Reise endlich beginnen:

Rainbow Beach inkl. Fraser Island
Town of 1770
Airlie Beach 
Whitsundays
Magnetic Island 
Cairns
Cape Tribulation
und nochmal Cairns

in anderen Worten:
Campen auf der größten Sandinsel der Welt
Surfstunden
Surfkayaking
das nächste St. Tropez Australiens
der schönste Naturstrand der Welt
Schnorcheln
Regenwald
35°C
 


Auf euch kommen also noch mind. 8 Posts zu + Outback Tour + Perth + Hong Kong.

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