Donnerstag, 27. September 2012

Ein Kühlschrank wäre nicht schlecht...



In Bonn eine Wohnung oder ein WG-Zimmer zu finden, ist kurz vor Semesterbeginn eine Katastrophe. Ein Zimmer loszuwerden, sollte daher eigentlich wirklich einfach sein. Ha! Von wegen! Zwei meiner Mitbewohner ziehen aus, die eine hat ihren Mietvertrag rechtzeitig gekündigt, so dass sie sich nicht um einen Nachmieter bemühen muss, die andere dagegen hat zu spät gekündigt und muss nun selbst suchen. "Um so besser!" dachten wir, so konnte ich wenigstens mitentscheiden...aber lest selbst.

Also wurde eine Anzeige aufgegeben und die ersten Kandidaten eingeladen. Innerhalb von wenigen Stunden gab es bereits unzählige Anfragen und Besichtigungstermine wurden ausgemacht. Ich wollte mir die Nachmieter mit aussuchen, schließlich sollte direkt im Zimmer nebenan wohnen. Meiner anderen Mitbewohnerin war das egal, da sich ihr Zimmer auch knapp 30m entfernt befindet.
Anforderungen? Nett, wenn möglich Studentin und wenn sie was zum Küchenequipment beitragen konnte, wäre es auch nicht schlecht, da die eine so gut wie alles wieder mitnahm.

Die ersten Interessenten trudelten ein. Bei dem Preis (über 400€ warm) war es klar, dass viele „Pferde-Mädchen“, wie meine Mitbewohnerin sie liebevoll betitelte, dabei waren. D.h. lange, glatte Haare, Longchamp in die Armbeuge geklemmt, ein Foto vom Pferdi im Portemonnaie und mit Papis Auto bis direkt vor die Tür gefahren. „Der Preis? Kein Problem. Papa zahlt!“ Während die einen innerhalb von fünf Minuten durchrasten, blieben die anderen gerne mal Stunden, nicht, weil wir ein spannendes Gespräch führten und uns auf Anhieb verstanden, sondern weil sie einfach nicht mehr gehen wollten. Auch wenn seit 10min. nichts anderes als ein „ja…echt schön hier. Wäre voll gut, wenn das klappt“ kam.
Nach nur wenigen Tagen war die passende Nachmieterin gefunden, sie sollte alles nur noch mit der Hausverwaltung klären und man schrie sich „bis in 4 Wochen!“ hinterher.
Tjoah … wenn der Eigentümer nicht irgendeinen Plan aufgestellt hätte und scheinbar nur noch gut betuchte Töchter hier wohnen lassen möchte, da „ihre Eltern nicht genug verdienen“. Ooookay.

Anzeige erneut ins Internet gestellt, aus Zeitgründen einen Termin am Samstagmittag ausgemacht und für ca. 10 Interessenten auf einmal die Tür geöffnet. Die erste verließ nach 5min. das fröhliche Zusammentreffen, ohne sich überhaupt mit den beiden Übrigbleibenden in der WG zu unterhalten. Letztendlich liegt die Entscheidung ja auch nur bei uns, wen wir hier wohnen lassen und nicht bei der Person, die aus dem Zimmer ausziehen wird, wie viele angenommen haben (haha…umsonst geschleimt). Besagte andere in-der-WG-bleibenden Mitbewohnerin flüchtete nach 20min., weil sie sich so unnütz fühlte. Kein Wunder, wenn man nur rumsteht und nichts sagt, aber okay. Ich versuchte indessen mit möglichst allen Interessierten zu reden und zumindest einen ersten Eindruck zu bekommen.
Aus Überforderung ließen wir einen Block herumgeben, wo die wirklich Interessierten ihre Handynummer und Mail-Adresse hinterlassen sollten. Dadurch konnten wir sie erstmal bei Facebook stalken :D und ihren Mail-Anfragen zuordnen.
Ich erstellte eine Rangliste, wen ich mir am ehesten als Mitbewohnerin vorstellen konnte und sie bekamen dann die Formulare zugeschickt, die sie an die Hausverwaltung weiterleiten konnten, damit die bzw. der Eigentümer ihr endgültiges okay geben konnten.
„Nee,…mir ist das Zimmer doch zu teuer“ … „Ich habe schon was anderes gefunden“ „Meine Eltern wollen das nicht“ … Alle, die ich für okay empfand, sind letztendlich doch wieder abgesprungen und die Suche ging von vorne los. Dieses Mal lud ich die Bewerber ein, weil ich alleine mit ihnen sprechen wollte. Mit anderen Interessenten und meiner demnächst-ehemaligen Mitbewohnerin war mir das dann doch zu stressig. „Ich arbeite schichtweise. Ist das denn auch immer ruhig hier? Ich muss ja auch immer schlafen, wenn ich zuhause bin. Also das muss dann auch immer ruhig sein“ äääh ja klar…wir sind auch nur Studenten, die nichts anderes machen als zu lernen und mucksmäuschenstill zu sein. Hier ist das immer ruhig. Auch am Wochenende…danach haben wir die Anzeige in „bitte nur Studenten“ umgeändert.

„Hallo! Ich bin wegen dem Zimmer hier!“ „Hi, dann komm doch mit. Hier ist die Küche, hier ist das Zimmer…für das Bad müssen wir hier durch den Flur … warm kostet es … Internet mit drin … wir studieren … Uni ist 10min. entfernt … Mensa da vorne … bla bla bla“ Jeden Tag der gleiche Text. Ich war inzwischen überzeugt, dass ich eine wahnsinnig gute Maklerin abgeben würde.
Von Erasmus-Studenten, die dachten, dass sie alle Möbel kostenlos übernehmen könnten, bis hin zu wortkargen Hipsterschlampen, deren Freund interessierter am Zimmer waren als sie selbst und Prinzesschen, die ihren Vater anbettelten, dass sie das Zimmer bekommen können, war alles dabei.  
Doch irgendwie nie die passende Nachmieterin…bis eines Tages ein Mädchen erschien, die uns allen sympathisch, begeistert von der Wohnung war und das Zimmer auf jeden Fall haben wollte. Die Selbstauskunft reichte sie nur wenig später bei der Hausverwaltung ein und alles schien geklärt zu sein. „Die nimmt das Zimmer doch nicht. Der Eigentümer hat jetzt beschlossen, dass das Zimmer für 2 Jahre gemietet werden muss“ … las ich in einer SMS in meiner Mittagspause. „Das ist doch illegal!“ protestierten meine Kollegen, die inzwischen täglich nachfragten, was die Mitbewohnersuche macht und ich dachte „ach wie cool, dass wir das auch mal erfahren“.
Anzeige in „wir suchen einen Nachmieter für mind. 2 Jahre!“ geändert und weitere Termine ausgemacht. Das andere Zimmer hat bereits eine Nachmieterin, auch wenn wir dafür nie eine gesucht hatten. Die stolperte irgendwie aus Zufall in das Zimmer hinein und wollte es sofort, ohne überhaupt alles gesehen zu haben.

Ich fand inzwischen die perfekte Nachmieterin, von der selbst die neue Mitbewohnerin begeistert war und ließ ihr die Selbstauskunft zukommen. „Ich muss das noch mal mit meinen Eltern besprochen, aber ich denke das geht klar. Voll cool!“ … wäre es gewesen … „die wollen nicht…wegen dem 2-Jahres Vertrag“.
Die Maklerin, die für das andere Zimmer zuständig sein sollte, nahm mit uns Kontakt auf und wollte einen Besichtigungstermin ausmachen, damit sie Interessenten das schwer vermittelbare Zimmer zeigen konnte, der bis heute aber nie zustande gekommen ist. Wenigstens konnte ich da klären, dass man jederzeit ausziehen kann, sofern man einen Nachmieter findet. Doof nur, dass die Info ca. ein bisschen zu spät kam, da die Wunschnachmieterin bereits etwas anderes gefunden hatte…
Der Eigentümer wollte das Ganze nun selbst in die Hand nehmen und nur wenige Tage später mit Interessenten vorbei kommen. Da aber nur ich derzeit in der WG bin und ich nun mal bis 18Uhr arbeite, lief auch das schief. Aus Trotz hat er alle weiteren, von uns vorgeschlagenen, Bewerberinnen ohne Grund abgelehnt. „Der darf ohne Grund jemanden ablehnen…“ erzählte die Mitarbeiterin der Hausverwaltung… auch da wieder Protest von meinen Kollegen. Darf er das wirklich? Wir wissen es nicht. Wir wissen auch nicht, ob wir jemals eine Nachmieterin finden werden. Meine Mitbewohnerin hat ihr Zimmer inzwischen abgeschlossen, um zu vermeiden, dass der Eigentümer auf einmal auftaucht, um das Zimmer an irgendwen zu vermieten. Die neueste Interessentin habe ich mir gar nicht erst angeguckt, weil ich mir eh sicher bin, dass sie wieder abgelehnt wird. 

Okay, der Post war vorgeschrieben und inzwischen gibt es, nach lautstarken Telefonaten mit der Hausverwaltung, Neuigkeiten: sie setzen uns eine völlig neue Mitbewohnerin rein, die ich jetzt schon, aus Prinzip, nicht mag. Wir sind gespannt.

Und was habt ihr so Erfahrungen mit der WG-Suche gemacht? Oder vielleicht habt ihr ja auch schon selbst Nachmieter für eure WG gesucht? Ich will alles wissen.

5 Kommentare:

  1. omg das klingt ja alles nur schrecklich :D ein glück, dass ich eine eigene wohnung hab und dem wg-krieg somit entwische. ich kriegs aber ständig bei freunden mit, jedes semester sucht irgendjemand nen neuen mitbewohner in mind. 5 besucher-sessions.
    allerdings hab ich noch nie gehört, dass der eigentümer was damit direkt zu tun hat bzw. solche forderungen wie 2 jahres vertrag stellen kann o.O hier suchen die wg'ler die neuen mitbewohner aus und fertig... so kommts zumindest bei mir an.
    es klingt mir so, als ob du mit deinen mitbewohnerinnen nicht sonderlich viel zu tun hast oder? na oder sie nich sooonderlich magst?^^ sowas ist natürlich doof :/
    ach und, 400€ miete für ein wg-zimmer??? WTF, ist das ein schlosszimmer oder was? :D kostet nich mal in münchen soviel^^

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    1. Ja, wir dachten auch, dass wir das einfach bestimmen könnten, aber der hat irgendwie ganz genaue vorstellungen. dem gehören hier auch total viele Wohnungen in der ganzen Straße und ich kann mir vorstellen, dass da mehr als nur einmal was schief gelaufen ist, weil die mieter nicht genau überprüft worden.
      wir wurden damals alle blind zusammengewürfelt und 2 davon mag ich. die andere nicht, weil das so ne klischee bwl tussi ist und damit kann ich einfach nix anfangen :D aber mit den anderen komm ich eigentlich gut klar, ich weiß gar net, wieso das jetzt so negativ rüberkam :D
      und ja ... alle zimmer hier kosten um die 400€, weil wir in der teuersten gegend von bonn wohnen. aber es sieht hier nunmal auch aus wie carries straße in satc. das ist es wert :D

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  2. Du hast wirklich einen sehr schönen Blog, gefällt mir total. Ich werde nun öfter vorbeischauen.

    Liebe Grüße :)

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  3. Das ist ja ne Story! Hätte auch nicht gedacht, dass das so schwer wird...

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  4. ach herrje! ihr habt ja nen kranken Vermieter oO und der Mietpreis, WTF?? Davon kann ich mir hier 2 Wohnungen alleine mieten :O

    und wo war jetzt die Stelle mit dem Kühlschrank? =)

    ich wünsche dir viel Glück und hoffe, dass du deine neue Mitbewohnerin doch irgendwie magst ^^

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