Völlig unerwartet flatterte vor einigen Tagen eine Einladung für die Eröffnunginkl. Sneak-Preview des neuen Primark in Düsseldorf in mein Mailfach. Damals war ich ja bereits in Essen und da dort die Eröffnung sehr kurzfristig war und alles eher minimalistisch gehalten wurde, auch der Besucheransturm, konnte ich es mir nicht verkneifen, dort mal vorbei zu schauen. Von Bonn ist es nur eine Stunde und da meine Dozentin ihren Pflichten als Prinzessin nachgehen musste (kein Scherz!), hatte ich auch Zeit.
Der Wecker klingelte zu früh, der Zug hatte Verspätung aber trotzdem schafften wir es pünktlich. Da wir von der Jacobistr. aus kamen, konnten wir die Schlange, die am kompletten Gebäude entlanglief, nur erahnen. Wir sahen nur den Anfang und dachte "ach, das sind ja wenig!" Tatsächlich waren es um die 1000 Menschen.
hier gehts bereits voran und jede Menge neue Menschen dürfen in den Laden rein
Am Eingang wurde mit der Einladung gewedelt, der Name auf der Gästeliste abgehakt und ein Gästeausweis wurde uns ausgehändigt inkl. Goodiebag mit 50€ Gutschein.
Zunächst hatten wir Zeit uns etwas umzuschauen und das Buffet zu stürmen, bevor es mit den Reden, einem kleinen Film und den Führungen weiterging.
Bevor es mit den Führungen losgehen konnte, wurde eine kurze Rede gehalten und dann betrat eine Mitarbeiterin die Bühne und hielt den Zettel in der Hand, den ich einer anderen Frau zuvor aus der Hand geschlagen hatte (ok, meine Tasche und es war unbeabsichtigt). Ich hatte irgendwelche Songzeilen darauf gelesen und sie meinte noch was von "Sie können den gerne behalten, wenn Sie singen wollen" gesagt und ich befürchtete Schlimmes. Denn ich gehör ja zu den Leuten, die sich immer unbehaglich fühlen, wenn auf Veranstaltungen auf einmal gesungen wird. Die Frau auf der Bühne stimmte "We are the World" an und nun ja...wir wissen alle, wozu das Lied produziert wurde und wissen auch ebenso wie Primark (und H&M, Esprit, keine Ahnung und eigentlich fast alle, daher wollen wir das an dieser Stelle nicht weiter vertiefen) seine Klamotten produziert. Daher war das irgendwie ein bisschen seltsam. Die anderen Mitarbeiter stimmten mit ein und vielleicht auch der ein odere andere Gast. Für das Gemeinschaftsgefühl des Teams war es sicherlich nicht die schlechteste Idee, trotzdem bleibt ein komischer Beigeschmack.
Dann wurden die Gäste in vier Gruppen aufgeteilt. Ich gehörte zu den Bloggern und eine Mitarbeiterin führte uns anschließend durch die verschiedenen Etagen und erzählte uns etwas über die einzelnen Bereiche. Für die Blogger war das wohl eher überflüssig, weil wir bei einem Rundgang auch noch selbst erkennen konnten, dass dort die Business-Klamotten hängen und dort gemütliche Pyjamas, für Geschäftspartner und Reporter aber sicherlich interessant. So konnten wir uns zumindest einen Eindruck über das Sortiment verschaffen.
Das Radio verrät mir gerade, dass sich Primark über 5000 qm erstreckt. Es sind tatsächlich 4 Etagen. Unten findet man Schuhe und Accessoires sowie Wäsche, im Erdgeschoss Damenmode, im 1. Stock ebenfalls Damenmode und im 2. Stock Kinder- und Herrenklamotten. Die andere Etage ist dann das Lager.
Nach der Führung wurde dann die Rede von Breege O’Donoghue gehalten, der Vorstandsfrau von Primark. Anschließend noch eine Rede von der Bürgermeisterin und dann wurde feierlich das Band zerschnitten.
Während der Rede haben wir uns schonmal unauffällig nach hinten verdrückt und die obligatorischen Taschen geschnappt. Schließlich wollten wir ohne Blessuren den Laden wieder verlassen. Schnell stürmten wir die untere Etage, schnappten uns alles, was wir zuvor ausgespäht hatten und nun kommt langes blabla über Menschen.
Wenn sich Menschen bei Mediamarkt anstellen, weil die ersten 100 Kunden Geschenke bekommen. OKAY. Wenn man als erste Person das neue iPhone haben will, auch okay (auch wenns für mich eher unnachvollziehbar ist, aber ich bin auch kein Technikfreak). Aber warum alle Welt unbedingt um 11 Uhr den neuen Primark betreten will, kann ich einfach nicht nachvollziehen. Vor allem, weil es, bis auf Stoffbeutel, auch gar nichts geschenkt gab. Ein bisschen Verständnis habe ich für die Leute, die sagen "das muss man mal erlebt haben!" Als Kulturwissenschaftlerin kann ich das nachvollziehen. Ich schreibe ja auch nicht über irgendwelche kulturellen Phänomene, nenne das Feldforschung, ohne jemals dabei gewesen zu sein. Aber wieso HOCHSCHWANGERE, Leute mit gebrochenen Füßen und MÜTTER MIT KLEINEN KINDERN auf die Idee kommen, am Eröffnungstag zu Primark zu gehen, will einfach nicht in meinen Kopf gehen. Mit ihren Kinderwagen boxen sie sich durch die Gegend, schnappen sich Tops für 2€, während ihre Kinder kreischend durch die Etagen hüpfen oder schreiend im Kinderwagen liegen. "Ooooch 5min. auf den Fahrstuhl warten? Neeeein. Benutzen wir mit dem Kinderwagen doch mal die Rolltreppe" Natürlich ist die Rolltreppe stehen geblieben. Natürlich bemerkt besagte Mutter nicht, dass es am Kinderwagen liegt. Wieso auch, denn sie blickt bereits auf die Glitzerpullis am Ende der Treppe und fragt sich nur, warum es nicht weitergeht. Es wird Schule geschwänzt, um sich mit 1000 Leute in eine Schlange zu stellen, nur um etwas kaufen zu dürfen. Es ist bald Weihnachten. Wieso habt ihr überhaupt Geld für etwas anderes als Glühwein und Geschenke?! "Die Rolltreppe ist voll, aber hey, ich bin ja die erste, die unten ankommt und kann direkt dort stehen bleiben, weil ich zufällig auf Bekannte treffe. Andere warten hinter mir und könnten sich die Beine brechen, weil sie nicht mehr von der Rolltreppe kommen? Mir doch egal."
Ich übertreibe nicht. Heute übertrafen sich die Leute wieder an Dummheit. Am schlimmsten war es wohl in der Kinderabteilung. Unzählige Kinderwagen, schreiende Kinder (total nachvollziehbar) und Eltern, die seelenruhig mit ihren Schiffen andere Kunden umfahren und sich in die engen Gänge zwängen "denn hallo? Ich habe ein Kind! Ich darf das" (Ernsthaft jetzt)
Gruselige Kinderpuppen sind gruselig
Den roten Mantel find ich putzig, das daneben ist nunja...
Wir shoppten ca. 30min. um unser Leben, stellten uns an die leere Kasse an und verließen den inzwischen völlig überfüllten Laden.
Als Gast mache ich sowas gerne mit, vor allem um auch von der anderen Seite auf die wartende Menge blicken zu können. Es ist schön am Eingang von allen Personen freundlich begrüßt zu werden und selbst als kleiner Blogger die Annehmlichkeiten wie irgendwelche wichtigen Geschäftsmenschen genießen zu können. Aber selbst würde ich nie auf die Idee kommen, an einem Eröffnungstag dabei .sein zu wollen
Wenn ihr auch da wart (als normaler Kunde) würde ich mich echt freuen, wenn ihr mir mal schreiben könntet, warum genau ihr dort hingefahren seid. (Weils mich interessiert, nicht weil ich mich darüber lustig machen möchte.)
Habt ihr euch draußen angestellt, wenn ja wie lange?
Habt ihr dafür die Schule/Uni geschwänzt, euch frei genommen?
Und was genau habt ihr euch davon erhofft, dass ihr euch mit hunderten von Menschen in den Laden gequetscht habt?
Achja...wenn ihr flexibel in NRW seid, empfehle ich euch übrigens immer den Primark in Gelsenkirchen. Auch wenn er nicht so groß ist wie in Essen, ist unter der Woche gegen 15 Uhr deutlich weniger los.